8. Etappe: Plauen - Chemnitz

Ich komme um 07:30 Uhr in den Frühstücksraum der Jugendherberge und höre viele Stimmen. Ganze Schulklassen verbringen hier ein paar Tage. Und hin und wieder hört man es…hier wird ganz schön gesächselt…ei da Bibsch. Die Frühstücksauswahl ist großartig. Hier fehlt es wiederum an Nichts. Ich setze mich an einen Erwachsenentisch und höre so zu, was die Leute alles so machen hier im Vogtland.

 

Es ist im Vergleich zu den Vortagen heute recht frisch. Dennoch, gut gestärkt fahre ich um 08:30 Uhr aus Plauen heraus in Richtung Talsperre Pöhl.  Natürlich geht es erst mal wieder aufwärts. Ein paar Schweißtropfen später stehe ich an der Talsperre. 

 

Noch kein Mensch ist hier unterwegs. Der Kunstsee dient hier dem Hochwasserschutz, der Brauchwasserversorgung, der Niedrigwasseraufhöhung, der Energieerzeugung und der Freizeiterholung, so kann ich dort lesen. Jedenfalls ist es eine schöne Naturoase. Ich komme zu dem Ort Reichenbach. Aber um hier was zu ‚entdecken‘ müsste ich hinauffahren. Ich überlege…nein…es gibt sicherlich noch weitere schöne Orte. Also fahre ich weiter. Es gibt hier Radwege, die insbesondere in Nord-Südrichtung ausgestaltet sind. Aber West-Ost (meine Richtung…)? Ich orientiere mich an den Straßenschildern. Teilweise auf Neben- aber auch auf der Bundesstraße setze ich meine Fahrt fort. Nebenbei, die Autofahrer auf der Bundesstraße fühlten sich von meiner Anwesenheit überhaupt nicht gestört. Und im Übrigen war der Verkehr auch nicht sehr ausgeprägt. 

Kühler Wind bläst mir entgegen, als ich im Verlauf des späten Vormittags nach  Zwickau einfahre. Was ich hier zunächst verstärkt sehe, erinnert mich an Karlsruhe. Baustellen über Baustellen. Ich halte mich an die Wegumleitung Richtung Altstadt. Der erste Eindruck in diesem Bereich war positiv bunt. 

Hier in dieser Stadt ist ja die Wiege der sächsischen Automobilindustrie. Die mehr als hundertjährige Tradition in der Automobilherstellung begann Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Gründung der Werke von Horch (1904) bzw. Audi (1909/1910), die in den 1930er und 1940er Jahren von der Auto-Union und während der DDR-Zeit von den Sachsenring-Werken weitergeführt wurde. Nach dem Ende der Teilung Deutschlands gründete die Volkswagen AG im heutigen Zwickauer Stadtteil Mosel eines der größten Unternehmen der neuen Bundesländer, die Volkswagen Sachsen GmbH, die diese Automobilbau-Tradition weiterführt. 

Um die beeindruckende Rathausfassade ist Markt mit vielen bunten Ständen. Ich hätte jetzt schon Appetit. Es duftet u.a. nach Broilern und Rosten. Aber mir ist kalt und außen auf eine Bank sitzen und frierend was mampfen, das mag ich nicht. Ich erweise dem auf einem Sockel sitzenden Robert Schumann noch eine kurze Referenz (er ist hier geboren und hat hier im Gewandhaus auch gewirkt) und dann setze ich meine Fahrt weiter. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die Kernstadt von Zwickau was Touristisches zu bieten hat (im Gegensatz zu den trostlosen Außenbezirken…). Der Muldetal-Radweg hat nun für mich was Beruhigendes, brauche ich hier keine Bückel zu erwarten. Außerdem sehe ich hier ausgeprägte NATUR. Gut ausgeschildert und überwiegend asphaltiert geht meine weitere Reise in nördlicher Richtung bis zu dem Ort Glauchau (..kennt den jemand?). Hunger und Durst lassen mich in die Innenstadt fahren Dafür nehme ich natürlich eine große und lange Steigung in Kauf. 

Die Auslage einer Bäckerei hat mich überzeugt. Da gehst du rein. Weil ich die sächsischen Bezeichnungen der Backwaren nicht kenne, zeige ich mit dem Finger drauf und sagen DAS, DAS und DAS. Und dazu eine große Tasse Kaffee. „Nu, das gönnen Se vädraschen…oder?‘“ Ja, habe ich gesagt und bin zu Werke gegangen. Bis auf die Bäckerei habe ich keine für Touristen wertvolle Informationen von diesem Ort zu vermelden. Vielleicht tue ich Glauchau aber Unrecht, man sehe es mir nach. 

Man glaubt es kaum, die Sonne scheint jetzt vom blauen Himmel und es wird jetzt deutlich wärmer. Ich weiß, dass mir auf der Fahrtrichtung Osten jetzt noch einige Steigungen bevorstehen. 

Schweiß floss in Strömen, als ich nach ca. weiteren 25 Kilometern das Vorortschild von Chemnitz erreiche. Noch weitere ca. 10 Kilometern muss ich mit den Autofahrern die Strecke teilen. Viele der Kfz-Fahrer sind sehr rücksichtsvoll. Nur ganz Wenige musste ich mit dem Begriff, den man Kindern nicht lernt, betiteln. Was will man machen. Hier gibt es keine Radwege. Erst im Kernstadtbereich von Chemnitz ist diese für Radfahrer so wichtige Struktur vorhanden. 

Am späten Nachmittag bin ich also in Chemnitz. Es fällt sofort auf, dass von der ehemaligen Karl-Marx-Stadt nicht mehr viel übriggeblieben ist. Wende und Strukturwandel haben viele neue Gebäude und große Straßen entstehen lassen. Die noch vorhandenen geringen historischen Bauten gehen da fast unter. Außerdem muss man hier in dieser Großstadt ganz schön auf den (Feierabend-)Verkehr aufpassen. 

Ich mache in der belebten Innenstadt noch ein paar Bilder. Verwilen will ich mich hier nicht mehr. Meine Klamotten sind schweißnass und riechen tue ich auch nicht mehr gut. Die Juhe in der Augustusburger Straße 363, 4 km außerhalb des Stadtzentrums. Dort zieht es mich schnell hin. 

Und wie immer, nach einer ausgiebigen Dusche sieht die Welt sofort wieder anders aus. Meine Stimmung steigt wieder, als ich in einem in Quartiernähe befindlichen sächsischen Lokal eine sächsische Fischspeise und gutes sächsisches Apfelschorle und gutes sächsisches Bier genossen habe. 

Mir geht’s gut, liebe Freunde. Natürlich möchte ich auch in dieser Freude meinen geistigen Reisebeschützern herzlichen Dank aussprechen…sie haben heute wieder sehr gut auf mich aufgepasst. 

Morgen geht es weiter zur Landeshauptstadt Dresden und am Folgetag habe ich jedenfalls einen radfreien Tag….und außerdem steht ein Empfang bei dem Landtagspräsidenten an. Das sind doch Perspektiven, worüber ich mich auch unwahrscheinlich freue. 

In diesem Sinn liebe Freunde…Guts Nächtle!

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Kommentare: 2
  • #1

    Silke (Mittwoch, 31 Mai 2017 20:59)



    ..und wieder siehste und hörste was von der Welt..Da kann man ja noch richtig was lernen..�
    Weiterhin gute und unfallfreie Fahrt und viel Sonnenschein �

  • #2

    Biggi (Donnerstag, 01 Juni 2017 07:59)

    Guten morgen lieber Robert
    zum Beweis,dass ich deine anschaulichen Berichte intensiv lese:nein ich kenne Glauchau nicht.
    Schöne Fotos,besonders jenes die Strasse hoch gefällt mir gut und das Radel am Brückengeländer (hoffentlich kannst du schnell rennen,wenn ein Dieb des Weges kommt).Erfreut hat mich auch der Satz: Es geht mir gut. So etwas liest man doch gerne,wenn man bedenkt wie anstrengend,staubig und schweisstreibend deine Unternehmung ist. Die Spenden für blut.eV. von überallher hast du wirklich verdient. Noch viele Glücksmomente wünscht dir Biggi aus dem sonnigen karlsruhe

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