9. Etappe: Chemnitz - Dresden

Die Nacht in der Juhe Chemnitz war sehr ruhig. Ist sie doch weit außerhalb des Stadtzentrums gelegen (Richtung Osten). Mein Zimmer liegt auf der Gebäuderückseite. Daran angeschlossen befindet sich ein schöner Park. Und somit vernehme ich heute Früh sehr viel Vogelgezwitscher. Schön und beruhigend zugleich. Frühstück gibt es heute erst ab acht Uhr. Heute wird meine Etappe auch nicht allzu lang sein, gerade mal 80 km. Dennoch, im nördlichen Vorland des Erzgebirges gibt es halt keine ebenen Strecken. Für den Start in einen solchen Tag ist auch ein gutes Frühstück eine wichtige Grundlage. Und das bekomme ich auch heute wieder. 

Die so in verschiedener Konsistenz zu mir genommenen Körner helfen mir dann gleich, den ersten steilen Buckel beim Etappenstart zu bewältigen. Ich weiß zwar, dass es heute nicht so viele Anstiege sein werden, wie in den Tagen zuvor. Aber es sind halt schon Anstiege von entsprechender Kategorie (acht-bis-dreizehn-Prozenter). Man hat den Eindruck, dass der Herrgott bei der Erschaffung der Welt einfach den Radfahrer nicht in sein Kalkül gesetzt hat (…isch a Schbässle). Nun, ich habe auch das schließlich geschafft. Dresden lag in der Sonne, als ich am Nachmittag eingeradelt bin. Ein wirklich erhebendes Gefühl und ich klopfe mir bei Ankunft schon Mal auf die Schulter. Zwei Zacken meines Toursternes kann ich nun im wahrsten Sinn des Wortes damit abhaken.Obwohl die Sonne warme Strahlen durch die Zimmerfenster schickt, draußen ist es am Morgen noch ziemlich kühl. Normalerweise würde ich anhalten und noch eine Jacke anziehen. Aber das erledigt sich schon…der erste Anstieg ist gleich sichtbar. Richtung Osten, der Morgensonne entgegen. Anfangs bin ich noch auf Radweganzeigen fixiert. Aber auch dieses Problem hat sich schnell gelöst. Die Wege sind uneben und nicht asphaltiert, somit ist die Entscheidung für die Straße beim nächsten Ort schon gefallen. Nach einigen Anstiegen kommt nun auch eine lange Gefällstrecke. Ich merke, wie sich meine Geschwindigkeit erhöht. Hierfür spricht die Tatsache, dass ich nun auf der Abfahrt in die Kleinstadt Flöha (am Fluss Flöha) bin

 

Flach geht es danach durch den noch verschlafenen Ort. Ich orientiere mich am Straßenschild mit dem Zwischenziel Freiberg. Und…ihr werdet es kaum glauben, es geht nun erst einmal 2 km lang nur aufwärts. Der Rachen trocknet aus vom vielen Keuchen. Flüssigkeit ist vonnöten. Einige Male darf ich solcher Art Anstiege bewältigen, bis ich dann genau zur Mittagszeit in der Silbererz-Stadt Freiberg einfahre. Hier ist richtig was los in der wunderschön renovierten Altstadt. Schon aus Respekt vor den vielen Menschen hier steige ich vom Rad und schiebe mein Gefährt durch die schönen Straßen. Dabei kannst du auch viele schöne Einzelheiten erblicken. Ich komme auf den großen Marktplatz. Hier duftet es nach Obst, Gemüse, Pflanzen aber auch nach Broilern und Rostern. Mein Rad stelle ich an einen Pfosten und begebe mich an den Bratwurststand (Roster), der den guten Duft verströmen lässt. 

„Wollen Se liewer a Sächsische odda a Düringersche?“ Was ist der Unterschied, will ich wissen. Egal, ich entscheide ich mich gleich ‚for de Sächsische.‘ Die Düringer esse ich in Thüringen. Das erste Hungergefühl ist nun gleich gestillt…jetzt noch einen Kaffee und ein Mohnkuchen (inzwischen hier mein Favorit). Diese Pause an der Außenfront des Cafès genieße ich jetzt. Die Bedienung unterhält sich mit mir. „Wos vun Kallsruh, des gibt äs joo ned.“ 

Freiberg besitzt aus seiner über 800-jährigen Geschichte mehr als 1.200 Kulturdenkmale. Fast die Hälfte davon befindet sich im historischen Altstadtkern, der sich in seinen gewachsenen Strukturen erhalten hat. Gebäude vor allem aus dem 15. und 16. Jahrhundert, reich gestaltete Bürgerhäuser, Kirchen, der Freiberger Dom und eine Schlossanlage werden noch heute von Teilen der alten Stadtmauer umschlossen. Anlässlich meiner großen Deutschlandrundfahrt 2013 war ich schon mal hier und habe den wunderschönen Dom ausgiebig besichtigen können und auch ein Orgelspiel von der berühmten Silbermannorgel anhören können. Das erspare ich mir heute. 

Kurze Zeit später verabschiede ich mich von dieser Stadt mit besten Eindrücken. Weil es nun aber schon wieder (mal) aufwärts geht, muss ich mich irgendwie ablenken. Ich schaue einfach in die schöne Landschaft (…natürlich bin ich dabei immer hoch konzentriert). Ich glaube, dieser Ablenkungstrick hilft…oder ist es schon Radlerroutine…jedenfalls, die Landschaft des nördlich auslaufenden Erzgebirges rings um mich herum ist sehr schön und wie gesagt auch ablenkend beruhigend. 

Nun, endlich oben angekommen, rollt auch mein Fahrrad wieder schneller. Bei Naundorf radle ich durch ein Waldgebiet mit einem (ehemals) prächtigen Jagdschloss der sächsischen Herrscher. Schließlich erreiche ich am frühen Nachmittag Freital, ein Ort vor den Toren der Landeshauptstadt Dresden. Ab jetzt schlägt mein Radlerherz spürbar höher. Es geht auch nun mehr abwärts Richtung Elbetal. Ja und bald…bin ich im Zentrum von Dresden. Der nordöstlichste Punkt meiner Tour ist erreicht und heute waren es nur mal 80 Kilometer. 

Der Weg zum Jugendgästehaus am Rande des Zentrums ist mir bekannt und dort werde ich auch erwartet. Mein Zimmer im Hochhaus  ist schön gemütlich mit Blick auf die Landesmetropole. Ich brauche mich heute nicht so organisieren, wie die Tage zuvor. Morgen habe ich noch einen Tag hier in dieser wunderschönen und interessanten Stadt. 

Also, erst mal duschen und dann viele Klamotten waschen. Und nach dem Abendessen habe ich mir noch etwas die Füße vertreten. Eine Runde über Semperoper, Brühlsche Terrassen, Frauenkirche und Alter Markt. Hier war gerade der Start eines Firmenlauf mit über 5000 Läufern. Ich wollt‘ noch mitmachen, aber Rentner sind hiervon ausgeschlossen. Also…bin ich in mein Quartier zurück geschlendert, um noch rechtzeitig Euch den Tagesblog zu präsentieren. 

Mir geht es gut und ich bin echt happy. Schließlich habe ich heute auch meinen ersten Tausender vollgemacht (i moin d‘ Kilometerstrecke).

Als kleines Zwischenfazit: Liebe Freunde, Deutschland ist einfach schön…fahrt mal hin! 

Und jetzt noch was: Hallo Sportsfreund Detlef…alles Gute zum 75. Geburtstag! 

Un jetzt zu Guderledschd: Gut’s Nächtle EUCH ALLEN

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Kommentare: 5
  • #1

    Silke (Donnerstag, 01 Juni 2017 21:24)

    Mein lieber Papa,
    yeah..Glückwunsch zu deinem beeindruckenden Durchhaltevermögen (auch zum Schreiben deiner täglichen Berichte)!
    Weiterhin gut Radeln und gutes Wetter...
    LG Silli

  • #2

    Die Rieberger (Donnerstag, 01 Juni 2017 22:12)


    Steht ein Mann in Dresden am Elbufer und hat mit einem Glas Wasser geschöpft.
    Als er ansetzt, um zu trinken, fällt ihm ein Passant in den Arm und schreit ihn an: "Meensch, bisse bleede? Des Zeusch komma doch ne dringön! D's douch giftsch!"
    Darauf der Mann verdutzt: " Entschuldigung, ich habe leider kein Wort verstanden. Ich komme aus Stuttgart."
    Der Dresdner überlegt einen Moment, tätschelt dem Mann die Schulter und sagt beschwichtigend: " Scheen langsam drinken - in kleenen Schluggen - is kalt."

  • #3

    Martina Herold (Donnerstag, 01 Juni 2017 22:50)

    Lieber Robert,
    Ich bin erst spät in denen Blog eingestiegen und bin schon echt beeindruckt von all den Bergen und Tälern die du schon hinter dir hast. Schön zu hören, dass es dir so gut geht und ich wünsche dir einen schönen Tag in Dresden. Habe auch nur gute Erinnerungen an die Stadt.
    Auch Plauen habe ich noch in Erinnerung, besonders die Bilder von Vater und Sohn an der Hauswand.
    Wünsche dir weiterhin gute Fahrt.
    Herzliche Grüße
    Martina vom Montagssport

  • #4

    Helga Eke (Freitag, 02 Juni 2017 14:44)

    Hallo Robert,

    wir konnten erst heute in deine Homepage reinschauen.
    Wir hoffen, du hast weiterhin gutes Wetter und starke Muskeln für dein Unternehmen.

    Bleib gesund. Liebe Grüße von den Lagensern.

  • #5

    Eike (Dienstag, 06 Juni 2017 10:48)

    Hast Du auch schon Quarkkeulchen gegessen?

Lebertour

ruft zu Spenden auf für

 

Der Verein setzt sich seit 1995 für Menschen ein, die an einer Leukämie- oder Lymphom- erkrankung leiden. Bis dato konnten über 100.000 Stamm-zellenspender in vielen Typi-sierungsaktionen gewonnen und damit mehr als 700 Stammzellentransplantationen ermöglicht werden.

Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, regional bestehende onkologische Lücken in der Versorgung zu schließen und durch Aufklärung und Öffent-lichkeitsarbeit für die Krankheit Krebs ein Forum zu schaffen.

Weitere Infos zu der unschätz-baren Arbeit dieser Einrichtung, siehe: www.blutev.de