13. Etappe: Erfurt - Eisenach

Bei der heutigen Ankunft in meinem Quartier in Eisenach-Hörschel bin ich schon nahe an der Grenze zu Hessen. Der Stadtteil liegt direkt an der Werra. Und der Fluss trennt hier ja die beiden Bundesländer Thüringen und Hessen. Vom Streckenprofil her wäre die heutige Etappe nicht so anspruchsvoll gewesen. Aber ein richtig kühler Nordwestwind hat sich ständig mit mir angelegt (mit mir deswegen, weil ich größtenteils hier allein war). Die Böen waren teilweise so stark, dass es mir öfters den Lenker verrissen hat. Gut war allerdings, dass die Morgensonne öfters hinter den Wolken vorkam. Das hat mir den Rücken etwas gewärmt und meinen Schatten konnte ich dann immer leicht links vor mir beim Radeln sehen. 

Dennoch musste ich alle Körner in meine Oberschenkel lenken. Und das blieb so jedenfalls auf dem Abschnitt bis Gotha. Die Folge, ich kam nicht schnell vorwärts und viele Pausen waren vonnöten. Dennoch, manchmal konnte ich meinen Blick in die schöne und blühende thüringische Landschaft schweifen lassen und die Strapazen dann etwas kompensieren. Mein heutiges Übernachtungsquartier heißt ‚Zur guten Quelle‘. Mal sehen, ob der Name auch das verspricht, was er aussagt. Wie gesagt, mit Sonne im Rücken, aber begleitet mit kräftigem und sehr kühlem Gegenwind radle ich der Stadt Gotha entgegen. Die Radwege sind gut ausgeschildert und haben eine asphaltierte Oberfläche. Bald sind die sogenannten ‚Drei Gleichen‘ sichtbar. Drei Gleichen ist die Bezeichnung für ein mittelalterliches Burgenensemble. Obwohl ich heute schon wärmere Kleidungsstücke anhabe, fühle ich mich in Gotha ein wenig ausgefroren. Noch stehe ich oben an der Schlossterrasse und schau auf die ehemals alte Residenzstadt hinunter. Da unten ist ob der kühlen Witterung bedächtiges Treiben. Ich lese an einem Restaurantschild was von Soljanka. Das macht mich sofort an. Mann, endlich wieder was Warmes!

 

Die Pause und die warme Suppe tut mir gut. Ich setze meine Fahrt nun Richtung Eisenach fort. Der Wind bläst nach wie vor. Aber jetzt bringt er immer wieder dicke schwarze Wolke heran. Immer wieder muss ich anhalten, wenn sich die dicken schwarzen Wolken erleichtern. Es dauert meistens nur kurze Zeit. Wetter, wie im April. Gut ist, dass ich dabei immer einen guten Schutz finde. Das wäre noch was, jetzt zu der (gefühlten) Kälte noch pitschenass zu werden. 

Nun, weit habe ich jetzt nicht mehr bis Eisenach. Linker Hand kommt optisch der nördliche Ausläufer des Thüringer Waldes schon ganz nahe. Und am Nachmittag fahre ich durch das Stadttor und stehe nun mitten in dieser geschichtsträchtigen Stadt Eisenach. 

Im Zusammenhang mit dem Thema 500 Jahre Reformation weist die Stadt auf viele Veranstaltungen hin. Kein Wunder, ist die Wartburg, wo Martin Luther sich einst versteckte, eine der wichtigsten Reformationsstätten. Innerhalb dieser Mauern hat er übrigens auch die Bibel übersetzt. 

Es sind viele Touries in den Straßen der Altstadt zu sehen. Ich schiebe mein Gefährt. Warm ist mir heute leider nicht geworden. Deshalb suche ich nach einer Bäckerei mit Kaffeeausschank. Hier musst du allerdings nicht lang suchen. Grade scheint wieder mal die Sonne. Das nutze ich aus, mich mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen innerliche Wärme zu initialisieren. 

Ich sehe mich um, wie es halt Radtouristen so machen können. Jedenfalls besuche ich die Georgenkirche und lese, dass die Heilige Elisabeth von Thüringen, Martin Luther, Johann Sebastian Bach ebenso eng mit dieser evangelischen Hauptkirche verbunden sind wie Georg Philipp Telemann und Johann Pachelbel. 

Derweil breiten sich über Eisenach schon wieder dunkle schwarze Wolken aus. Ich warte auch diesen kurzen und heftigen Regenschauer ab. Mir ist heute überhaupt nicht richtig warm geworden. Deswegen entscheide ich mich, die historische Stadt Eisenach bald zu verlassen. 

Mein inzwischen aktiviertes Navi sagt mir nun, dass ich ‚nur‘ noch über 10 km zu fahren habe. Ein schön ausgebauter Radweg, fernab von der Straße bringt mich nun in mein über Booking.com gebuchtes Hotel mit dem labenden Namen Zur guten Quelle. 

Und hier lasse ich wiederum einen wunderschönen, aber sehr anstrengenden und sehr kühlen Radfahrtag bei gutem Essen und Trinken ausklingen. Heute esse ich zum letzten Mal ein Essen mit den thüringischen Knödeln als Beilage. Das tut des Radfahrers Seele wieder mal gut. 

Bevor ich nun schließe, liebe Freunde, möchte ich der lieben Sportkameradin Renate M. zu ihrem heutigen Geburtstag herzlich gratulieren. 

Mir geht es trotz der widrigen Wetterverhältnisse gut (…bei schönem Wetter kann ja jeder fahren…oder?). Morgen werde ich mich gleich etwas wärmer einpacken und nach einem gemütlich eingenommenen Frühstück bald die Landesgrenze zu Hessen überfahren. 

In diesem Sinne...gut’s Nächtle ALLEN und bis Morgen in Fritzlar. 

Und noch was: Schönen Dank an alle, die mir nette Kommentare zukommen lassen. Es freut und motiviert mich ungemein.

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Kommentare: 3
  • #1

    Martina Herold (Mittwoch, 07 Juni 2017 23:08)

    Lieber Robert,
    Kann richtig mit dir fühlen, wenn du von dem Gegenwind erzählst. Ja da braucht man keinen Berg mehr um sich zu quälen.
    Schön wieviel verschiedene Städte und Orte auf deinem Weg liegen und das ein und andere Mal wünschte man sich auch an Ort und Stelle.
    Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg etwas weniger Gegenwind, nicht allzuviel Regen und dass alles gut läuft.
    Liebe Grüße
    Martina

  • #2

    Wulf (Donnerstag, 08 Juni 2017 10:55)

    Lieber Robert,

    die Hälfte der Hauptstädte und wie Du geschrieben hast auch mehr als die Hälfte der Strecke hast Du nun hinter Dir; Gratulation zu Deinem so großartigen Unternehmen. Was die Anstrengungen betrifft - das Fahren bei Wind und Wetter (und großer Hitze) - bist Du ja nicht erst seit jetzt mit allen Wassern gewaschen und es gibt keinen Zweifel, dass Du auch den Rest bravourös bewältigen wirst.
    Deine Schilderungen Deiner Erlebnisse sind so packend, als ob man dabei gewesen wäre. So ist es immer spannend und mit Freude verbunden, Deine täglichen Berichte zu lesen. Wahrlich, unser Deutschland ist nicht nur schön, auch spannend und vielfältig interessant. Und so freue ich mich schon auf die nächste Robert-Radtour mit den Velofreaks, wo wir ja auch an solchen Erlebnissen "schnuppern".

    Weiterhin alles erdenklich Gute und alles Radlerglück der Welt

    Wulf

  • #3

    Nollert Angela (Donnerstag, 08 Juni 2017 20:22)

    Lieber Robert,
    wenn ich Deine spannenden Berichte lese, was Du wieder alles erlebst und siehst, kann man sich nur für Dich freuen. Mich hat der Alltag wieder, deshalb erst heute einen lieben Gruß von mir. Lese jetzt jeden Tag Deinen tollen Beitrag und freue mich drauf.
    Alles Gute für die nächsten Tage und viel Glück
    Angela

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