15. Etappe: Fritzlar - Winterberg/Hochsauerland

Beim Aufwachen traue ich meinen Augen nicht. Die Sonne scheint durch das Fenster. War nicht doch für heute Regen angesagt? Also gut, ich nehme das Angebot an. Dann fahre ich eben heute wieder in kurz. Ich bin er Erste beim Frühstück um 08:00 Uhr. Heute mal kein Buffet, aber die Platte für mich ist sehr reichlich bestückt. Und Kaffee kann ich immer wieder nachbestellen. Bis ich alles aufgegessen habe, vergeht einige Zeit. Um 09:00 Uhr verlasse ich die Oase. Mit vollem Bauch gleich auf Höhe radeln, fällt schwer. Aber ich möchte einfach von der Altstadt von Fritzlar noch was sehen. Die liegt aber oben. Erste Schweißtropfen fallen auf meinen Lenker…puuuuh!  

Ich schiebe mein Gefährt durch den Marktplatz mit den schönen Fachwerkhäusern. Zum Dom geht es aber noch weiter aufwärts. Ich rutsche mit meinen Klickies. Soll ich mir das gleich heute Morgen antun? Wenn ich wieder mal hier komme, dann gehe ich gleich zum Dom. Schön ist es, wieder abwärts zu fahren. Der Eder-Radweg ist gut ausgeschildert und hat eine gute asphaltierte Oberfläche. Ich radle kilometerlang durch reine Flusskultur. 

 Das entschleunigt nach diesem Aufstieg anfangs. Viele Tourenradler in Gruppen oder auch Solo kommen mir entgegen. In meine Richtung fährt heute wohl keiner. Das wundert mich schon. Die Sonne hat mir zu Beginn den Rücken gewärmt. Aber mit der Zeit bildet sich eine geschlossene Wolkendecke. Aber warm ist es trotzdem. Immer wieder halte ich an, wenn mich die natürliche Vegetation anmacht.  Bald bin ich am Edersee, auch Ederstausee genannt. Er ist mit 199,3 Mio. m³ Stauraum der flächenmäßig zweit- und volumenmäßig drittgrößte Stausee in Deutschland. In und um das Ederseegebiet ist Naturpark mit vielen angebotenen Freizeitaktivitäten. Hier kannst du Hochseilklettern, Boot fahren, segeln, baden und natürlich auch radeln. Über 26 Kilometer fahre ich auf und ab auf Waldwegen, bis ich das Seengebiet verlassen kann. Ruckzuck ist schon Mittag. Ich muss noch (immer noch ordentlich ausgeschildert) ca, 10 Kilometer entlang der Bundesstraße nordwärts fahren. Bei dem Ort Ederbringhausen schwenke ich dann wieder Richtung Westen. Ich verlasse jetzt das Edertal.

Wohin ich jetzt nur schaue…Steigung, Steigung, Steigung!  Und wenn ich den Blick nach oben richte kommen dann auch noch dicke schwarze Wolken. Das ‚kleine Regenzeug‘ ist schon am Mann, als sich die Schleusen öffnen. Der Gegenwind peitscht mir nun auch das Wasser ins Gesicht. Als Brillenträger ist das mehr als bescheiden. Aber, was soll’s. Bei schönem Wetter kann ja schließlich JEDER fahren. Als inzwischen routinierte Radler weiß ich mit der Sache lockerer umzugehen. Wichtig ist, dabei nicht in Panik zu geraten.

Vor lauter Keuchen ist der Hals trocken und ich stelle fest, dass meine Trinkflaschen nicht mehr viel Flüssigkeit enthalten. Bei einer Dorfdurchfahrt spreche ich einen Bauern an, ob er mir meine Flaschen füllen würde. „Mit was denn, ich habe alles.“ Nur Wasser, sage ich ihm. Trotz Regen unterhalten wir uns noch ein Weilchen. Danke, lieber, netter Bauer!

Mein Navi habe ich nun wieder aktiviert. Schon, um mal noch zu erfahren, wie viele Kilometer mir noch bevorstehen. 23 werden angezeigt. Das macht mir Mut. Nur, der sucht mir wohl die kürzeste Strecke aus, und die geht über Waldwege mit erheblichen Steigungen. Obwohl, letztgenannte hätte ich auf der Straße auch. Aber auf Schotterwegen kommst du halt nicht schnell vorwärts. Fahrwege über die Flur bei Regen. Da bleibt nicht aus, dass dir der Dreck die Beine hochspritzt. Entsprechend sehe ich auch aus.

Irgendwann komme ich auf die Bundesstraße und lese, dass es bis Winterberg nur noch 8 Kilometer sind. Und ich nehme auch wahr, dass ich mich schon im Bundesland Nordrhein-Westfalen und hier im Hochsauerlandkreis befinde. Meine letzten Essensreserven nehme ich zu mir und trinke noch von dem guten Wasser des netten Bauern. Mit voller Konzentration radle ich am Straßenrand der Bundesstraße mit Schwitzwasser von innen und Regenwasser von oben der Stadt Winterberg zu.

Ich weiß, wenn ich das Ortschild überfahre bin ich noch nicht am Etappenziel. Neuenasten ist der Ort, wo meine Juhe liegt. Und bis dorthin geht es nochmals ordentlich aufwärts. Der Regen peitsch mir weiterhin ins Gesicht.

Tropfnass gehe ich durch die Eingangstür und melde mich an und checke ein. Wenn ich an mir runterschaue…ich sehe aus wie Sau!

Nun liebe Freunde, die anschließende lange warme Dusche weckt wieder meine Lebensgeister. Die Welt sieht nun wieder positiver aus und mir geht es fortan wieder gut. Ich gehe auch gleich danach in den Speisesaal. Die Essenausgeberin ist sehr großzügig. Auf meinem Teller ist nicht mehr viel freier Platz, mit dem Haltedaumen greife ich schon ins Gemüse. Und schmecken tut es mir auch. Danach bestelle ich an der Bar ein gutes Pils.

Während des Schreibens trinke ich noch eines. Wenn nun der upload klappt, dann werde ich noch eines trinken. Heute bleibe ich nicht mehr lange auf. Ich wünsche auch Euch nun ein Gut’s Nächtle. 

Morgen fahre ich nach Schwerte an der Ruhr.

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Kommentare: 3
  • #1

    Die Rieberger (Freitag, 09 Juni 2017 21:30)

    Ja Robert, warum bisch Du denn immer nass? Bisch Du so gierig nach dem nassen Element, dass Du ihn immer wieder herbeiwünscht? Awwa gell - RESPEKT! Mit sinn hait in Düsseldorf unn henn schon gstöhnt, weil ma im Stau stande und Du bist tapfer unterwegs ... aber mir habbe schon gschaut, wo Du hier empfangen wirsch ... schlaf gut und träum schee - die nächsten Tage sollen schön und heiss werden ... bis bald Angela & Jochen

  • #2

    Sabine Dehn (Freitag, 09 Juni 2017 23:48)

    Lieber Robert, dass Du bei den Steigungen und dem Regen noch einen Blick für die Blümlen am Wegesrand und den Angler mit Hermann Hesse Hut hast, das ehrt Dich besonders- Hut ab vor Dir und Deinem Durchhaltevermögen! Die Steigung hoch nach Fritzlar musste ich schon zu Fuß bewältigen- dienstlich- mit dem entsprechenden Gepäck und Montur ... und weil meine Kollegin gebockt hat, hab ich beide Koffer hoch gezogen! Das würde ich heute nicht mehr schaffen. Dir viel Kraft und Spaß weiterhin- alles Gute auf Deinem Weg wünsche Dir Sabine.

  • #3

    Ursel (Sonntag, 11 Juni 2017 12:40)

    heute will ich mich mal wieder zu Wort melden. Ich lese eifrig täglich Deine spannenden "Fahrtenschreiber"-Berichte, bei denen auch das Wetter eine dominante Rolle spielt. Diesem hast Du bisher in jeglicher Schattierung mit Bravour getrotzt, was einen gestandenen Fahrradtouristen wie Dich ausmacht. Der Edersee bringt für mich ein paar schöne Erinnerungen zurück. Ich habe vor vielen Jahren mit Gerhard Schröder (nicht dem Ex-Kanzler, wie Du weißt), der aus Kassel stammte, seinem Arbeitskreis und seinen "Ehemaligen" Doktoranden den Stausee umwandert. Als Highlight hat dort oben ein Alphornblasen stattgefunden. Das Echo war überwältigend. Deine wunderschönen Landschaftsfotos waren leider nicht zu vergrößern. Das mit dem Klatschmohn erinnert mich an Monet. Weiter gut's Radeln wünscht Dir
    Ursel

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