16. Etappe: Winterberg - Schwerte/Ruhr

Die Anstrengung gestern hat ganz schön viel Kraft gekostet. Nach meinem ‚Tagesabschluss‘ bin ich dann auch bald ins Bett gegangen und schnell eingeschlafen. Die schöne und hoch gelegene Juhe in Neuastenberg ist nicht ausgebucht. Somit gab es keine Störungen. Das hat mich lange und tief schlafen lassen. Nun, die gestrige Anstrengung ist heute Früh schon wieder vergessen. Durch das halb zugezogene Fenster schimmert Sonnenschein. Also…auf geht’s. Natürlich erst wieder über das Frühstück die Kraftgrundlage schaffen. Die Auswahl ist entsprechend. Mit mir frühstückt ein Radler aus Berlin, der sein Vorhaben heute abbrechen will, weil er Schmerzen in der Schulter hat. 

Naja, das soll es auch geben. Jetzt freue ich mich erst mal auf die über 25 Kilometer lange Abfahrt bis nach Olsberg. Ich habe ‚oben‘ eine Jacke an. Es hat gerade mal 8 Grad. Unterwegs lese ich den Hinweis ‚Ruhrquelle‘ und kurz danach kommen auch schon die Hinweise für den Radweg mit gleichem Namen. Nun, ich bleibe aber auf der Bundesstraße. An einem Samstag ist da nicht viel Verkehr. Somit bin ich knapp eine dreiviertel Stunde später vor den Toren von Olsberg. Hier schwenke ich in den Ruhrtal-Radweg ein. Und gleich werde ich wieder überrascht. Eine Baustelle sperrt meine Weiterfahrt. Also mutmaßlich in die Innenstadt. Die Hinweise auf den Ruhr-Radweg waren aber weg. Ich frage an einer Kreuzung zwei Personen. Der junge Männliche sagt mir, er weiß nichts von einem Radweg und die Oma versteht ‚Radweg‘ als ‚Kaffee‘ und sagt immer wieder, ja da vorne gibt es Kaffee, Kaffee, ja Kaffee! Ich schiebe mein Gefährt wenige Meter und gehe in eine Bäckerei. Hier gibt es neben guten Sachen auch die kompetente Auskunft zu dem Radweg. 

 

Die Stadt ist umgeben von bewaldeten Höhen. Die hier noch junge Ruhr fließt hier in meine Fahrtrichtung und diesem Verlauf folge ich. Im engen Talverlauf mit teilweisen hohen Bergen rechts und links von mir radle ich flussabwärts über Meschede bis zur Stadt Arnsberg. Der Radweg verläuft hier noch im engen Tal weg von der Bundesstraße. Und hie und da muss ich kräftig in die Pedale treten, um manche ‚Rampen‘ zu überwinden. Aber kein Vergleich mit gestern, liebe Freunde.

Das Wetter ist heute wirklich schön und hier unten im weiteren Flusstal gibt es richtig warme Temperaturen. Nur der Westwind stört manchmal, manchmal aber wiederum nicht, weil er mich kühlt. Es ist kurz von 13 Uhr, als ich in Arnsberg, in dieser schönen Stadt an einer Schleife der Ruhr einfahre. Zeit, um eine erste große Pause einzulegen. Eine Bäckerei in der Fußgängerzone lässt mich nicht lange überlegen. 

Über der Stadt ist das Schloss Arnsberg, von dem heute lediglich noch eine Ruine vorhanden ist. In der Altstadt gibt es neben zahlreichen, meist im Fachwerkstil gebauten Bürgerhäusern auch einige Gebäude von ehemaligen kurfürstlichen Würdenträgern. 

Als ich die Altstadt wieder Richtung Westen verlassen will, hindert mich wiederum eine große Straßenbaustelle an der Weiterfahrt. Ich frage einen jungen Mann, der sich spontan auch interessiert, wo ich herkomme und wo ich heute noch hin möchte. Ich erzähle ihm einiges von meiner Tour. Er zeigt sich beeindruckt. Zu meiner Frage nach dem weiteren Weg gibt er mir den Tipp, durch einen Tunnel zu fahren. Ich äußere dazu meine Bedenken. Er meint aber, dass man das gerade heute schon mal riskieren könnte. Schließlich kürzt das auch den Weg meiner Weiterfahrt etwas ab. 

Normalerweise halte ich mich an die Verkehrsregeln. Der Tunnel war jedenfalls für Radfahrer gesperrt. Ich bin noch am Überlegen, da kommt doch tatsächlich ein Radler von der Gegenseite aus dem Tunnel heraus. Das war für mich dann die Entscheidung. Nach der kurzen Tunnelfahrt wird es auch gleich wieder hell. Unmittelbar danach bin ich dann wieder auf dem Ruhr-Radweg. Jetzt bin ich aus dem Bereich des Hochsauerlandes herausgekommen und die Topografie wird nun flacher und das Tal breiter. Wirklich schöne Natur. Sehr beruhigend für die Radfahrerseele. Und das geht nun über viele, viele Kilometer so. 

Nahe der Stadt Fröndenberg merke ich, dass es mir wieder flau wird. Also anhalten, was trinken und von der Bäckerei in Olsberg noch eingepacktes Backwerk jetzt essen. Mit vorbeigehenden Passanten komme ich dann auch noch ins Gespräch. 

Über 100 Kilometer habe ich bis dahin schon pedaliert. Die restlichen 25 sind nun nach der Pause kein Problem mehr. Was am Schluss von mir vielleicht als störend empfunden wird, ist der starke Westwind. Aber ‚Gegenwind formt schließlich den Charakter‘, so lautet jedenfalls ein schlauer Radlerspruch. Gegen17 Uhr komme ich glücklich und zufrieden in Schwerte an. Dort am Rand dieses Ortes, in der idyllischen Lage des Ruhrtals eingebettet aber mitten in der Natur führt ein liebevoll restauriertes Haus Radfahrer und Wanderer zurück in eine andere Zeit. Es ist ein 240 Jahre altes Pfarrhaus (Fachwerk). Hier in diesem besonderen Refugium habe ich eine Bleibe für die heutige Nacht gefunden. Einfach aber pragmatisch und ohne großen Firlefanz. 

Die Hauswirtin, Frau Heller gibt Tipps, wo ich mir beim türkischen Italo-Griechen ganz in der Nähe was zum Essen holen kann. Daneben ist gleich auch noch der Edeka. Zum Trinken ist hier im Hause alles, was du brauchst. Meine Pizza mit Salat und der von Edeka gekaufte Quarknachtisch wird auf der Terrasse vertilgt. Habe dabei Gesellschaft von sieben Radlerinnen, die hier auch Quartier bezogen haben. Also, für Unterhaltung ist auch noch gesorgt. 

Ein schöner Radlertag geht zu Ende, einen schönen Feierabend habe ich noch…und Letzteres auch noch mit beruhigendem Blick auf die Ruhrnatur. Was will man mehr, liebe Freunde. 

Bevor ich schließe, möchte ich aber noch der lieben Sportkameradin Angelika zu ihrem heutigen Geburtstag von hier aus herzlich gratulieren. 

So…jetzt abe isch aberr ferrtig…Gut’s Nächtle ALLEN und bis Morgen in der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Die Rieberger (Sonntag, 11 Juni 2017 09:50)

    Tja Robert, da kannsch Dich morgen aber freuen ... mir henn Düsseldorf schon mal für Dich erkundet und für sehr gut empfunden! Die längste Theke der Welt, die Kasematten, die Rheinterrassen und die freundlichen Menschen werden Dir gefallen ... genieße die Fahrt dahin und den Aufenthalt - mir sinn stolz uff Di :-)

  • #2

    Rainer (Sonntag, 11 Juni 2017 10:21)

    Hallo Robert,
    Hut ab, für Deine außerordentlichen sportlichen Leistungen, egal bei welchem Wetter auch immer. Ganz besonders jedoch für Deine "Mission" (zur Unterstützung der Arbeit des Vereins Blut e. V. Spendengelder einzuwerben) für die Du unermüdlich unterwegs bist und diese Mission auch bewusst bei Deinen Besuchen in den jeweiligen Landeshauptstädten bei Begegnungen mit landespolitischen Persönlichkeiten zum Thema machst.
    Ich warte mit Spannung jeden Abend auf Deine erlebnisreichen Etappenberichte.
    Weiterhin gute Fahrt wünscht Dir
    Rainer

Lebertour

ruft zu Spenden auf für

 

Der Verein setzt sich seit 1995 für Menschen ein, die an einer Leukämie- oder Lymphom- erkrankung leiden. Bis dato konnten über 100.000 Stamm-zellenspender in vielen Typi-sierungsaktionen gewonnen und damit mehr als 700 Stammzellentransplantationen ermöglicht werden.

Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, regional bestehende onkologische Lücken in der Versorgung zu schließen und durch Aufklärung und Öffent-lichkeitsarbeit für die Krankheit Krebs ein Forum zu schaffen.

Weitere Infos zu der unschätz-baren Arbeit dieser Einrichtung, siehe: www.blutev.de