18. Etappe: Düsseldorf - Rheinbröhl

Heute steht mir die bisher längste Etappe meiner Tour bevor. 130 Plan-KM habe ich vor mir bis zu meinem Tagesziel. Aber für einen geübten Radler sind solche Entfernungen nichts Außergewöhnliches. Zumal heute überhaupt keine Steigungen zu erwarten sind. Mit einer guten Frühstückgrundlage sitze ich schon um 08:15 Uhr auf meinem Radl und bin im Begriff, die Landeshauptstadt Düsseldorf zu verlassen. Es ist bewölkt und es weht mir ein kühler Wind entgegen. Auf dem Radweg Richtung Süden fahren viele Menschen entweder zur Arbeit oder bringen ihre Kinder zur KiTa, oder größere Kinder fahren mit dem Rad zur Schule. Ich komme etwas später in das Hafengebiet. Hier heißt es aufpassen in zweierlei Hinsicht. Erstens auf den LKW-Verkehr und zweitens auf die Ausschilderung. Kurze Zeit später ist der Stress nun vorbei und ich komme wieder in ländliche Bereiche. Ja und hier bin dann auch nicht mehr allein, viele Frauen treffen sich hier wohl zum Frühsport und man hört sie, weil sie sich viel zu erzählen haben. Zons ist mein erster Halt. Hier in dieser alten ehemaligen Zollfestung gibt es viele alte Häuser und ‚romantische‘ Gassen. Aber so früh am Morgen habe die Läden noch nicht auf. Nur der Friseur hat seinen Laden geöffnet. Aber den brauche ich ja nicht (mehr).

 

Mit zunehmender Zeit des Vormittags zeigt sich auch mal die Sonne. Es wird dann auch spürbar wärmer. An Dormagen vorbei geht der Radweg Richtung Köln. Ich grüße im Geiste die ehemalige Montagssportlerin Gaby, die es dorthin verschlagen hat. Ein Besuch wäre zeitlich jedenfalls zu aufwändig gewesen, vielleicht war sie aber auch schon zur Arbeit.

 

Nach Köln sind es jetzt nur noch ca. 22 Kilometer. Ich schaue auf die Uhr, bis zum Mittag könnte man das schaffen. Die Radwegausschilderung ist prima, nur der Belag lässt als manchmal zu wünschen übrig. Jedenfalls komme ich vor zwölf Uhr in Köln an. Oh Heimatlant…ich bin ja da gar nicht allein. Was Menschen und man hört alle Sprachen. Das Rad musst du jetzt schieben und vorwärts kommst du überhaupt nicht. Abstellen? Wo? Wiederfinden? Also quäle ich mich bis zur Domplatte. Dort gibt es einen Essenstand und was zum Trinken. Die Domglocke läutet zu Mittag. Ich esse und trinke, immer mein Fahrrad im Auge behaltend. Hier vor dem Dom weht ein heftiger Wind. Die Menschen laufen hin und her und her und hin. Aber es ist ja ein Herzenswunsch, mal mit dem Tourenrad und Gepäck auf der sog. Domplatte zu stehen…und nur zu schauen und zu staunen. Den Wunsch habe ich mir heute nun erfüllt. Das riesige Bauwerk hinter mir lässt erkennen, wie KLEIN doch wir Menschen sind.

Bis ich wieder zurück am Rheinradweg bin, vergeht einige Zeit. Fußgänger in Gruppen und Radfahrer vertragen sich einfach nicht. Immer langsam durch das Menschengewühl schlängelnd komme ich dann doch mit der Zeit etwas flotter aus Köln heraus. Noch dominieren in der Folge Industrieansiedlungen. Viele Tourenradler allein oder in kleinen Gruppen sind hier unterwegs. Man begrüßt sich oder man spricht miteinander bei Pausen. Apropos Pausen, die sind heute auch ganz wichtig. Der Wind trocknet ja auch die Kehle aus. 

Nahe der BONN-des-Hauptstadt (ehemals) ändert sich die Landschaft. Auf der Ostseite sind die Höhen des Siebengebirges zu sehen und die Rheinpromenade gerade in Bonn ist richtig edel. Hier mache ich mal wieder eine größere Pause. Das Obst vom Landtagsbesuch in Düsseldorf bringt mir jetzt merklich wieder Energie. Ich bin gerade so in Schwung, spricht mich ein überholender Senior an. „Na, wo jeht denn deine Reise häute noch hin?“ Ich schaue nach links und sehe einen rüstigen und sportlich aussehenden Rentner. „Na, heut nur noch bis Höhe Bad Breisig“, sage ich ihm. „So so, dann haste aber noch ein baar Kilometerschen…schätze so vierzisch…kannste noch?“ „Ich werd mich zusammen reißen“. „Dat musste jetzt aber noch.“ Er erzählt mir bei flottem Tempo, „dat er am Dränieren is für ein Radreise vom Obermain bis zur Mündung“. Toll, sage ich, wann geht es los? Er antwortet mir, dat es nächste Woch losjehen soll. Kurze Zeit später biegt er ab. „Also tschüssschen und mach et jut häute noch“. Und schon war er weg. Einfach toll, die Rheinländer. 

Es ist mehr als sichtbar, dass die Häuser hüben und drüben vom Rhein nun immer mondäner werden. Orte wie Bad Godesberg, Königswinter und Bad Honnef zeigen auch von weitem ihren Charme. Mein Tacho hat jetzt grade die 100 Kilometer übersprungen. Remagen zeigt sich gerade am Rhein mit einer ganz tollen Promenade, Reste der berühmten alten Brücke stehen noch als sogenanntes Friedensdenkmal. 

In Sinzig muss ich die Rheinseite wechseln. Hier fahre ich mit der Fähre  bis Linz. Auch ein schönes Städtchen. Aber alles kannst du nicht ansehen. Die letzten 15 Kilometer begleitet mich jetzt voll die Sonne und es wird auch spürbar wärmer. Ich bin nun echt froh, dass ich mein über Booking gebuchtes Quartier (Pension) in dem Rheinörtchen Rheinbröhl schnell gefunden habe. 

Duschen, Dreck abspülen…das tut auch heute wieder gut. Und weil mein Trikot etwas schweißelnd riecht, wird auch noch eine Schnellwäsche gemacht und gleich noch auf dem Balkon in die Sonne gehängt. 

Ja, was hat ein Tourenradler nach so einer großen Etappe? Richtig, unbändigen Hunger. Im Dorf gibt es einige Lokale, aber die meisten haben Dienstag und Mittwoch zu. Gottseidank halt der Grieche die ganze Woche offen. 

Satt bin ich aus dem Lokal gegangen. Es hat auch wunderbar geschmeckt und er griechische Wirt hat sich gefreut, als ich ihn gelobt habe. 

Jetzt hoffe ich, dass mein eben verfasster Bericht auch noch fix upgeloadet werden kann. Das ist in manchen Häusern mit dem WLAN schon mal ein Problem. 

Also, liebe Freunde, ich bin immer noch hoch motiviert, obwohl ich heute schon meinen 2.000 km auf dieser Tour geradelt bin. Auch ist der 3. Zacken meines Sternes auch schon ‚abgefahren‘. Wer mich deswegen loben will, kann das gerne tun. 

Nun denn…ich werde nachher noch auf dem sonnigen Balkon noch ein kühles Bierchen trinken auf EUER ALLER WOHL! 

In diesem Sinne…ein gut’s Nächtle für EUCH schon mal und bis morgen Abend in Bingen.

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Kommentare: 8
  • #1

    Mora (Dienstag, 13 Juni 2017 21:20)

    Hallo Robert,
    wir haben Abends Entzugserscheinungen falls wir Deinen neuesten Bericht noch nicht gelesen haben.
    Es ist immer interessant und informativ was wir alles von Dir lesen.
    Weiter gute Fahrt pannenfrei mit wenig Wind und keinem Regen und vielen Einnahmen für BLUT.
    Lass Dir Dein verdientes Bierchen schmecken.
    viele Grüße die Moras

  • #2

    Helmut und Margot (Dienstag, 13 Juni 2017 22:06)

    Mein lieber Schwan, wir ziehen den Hut vor dir.
    Der Leberclan aus Neudorf

  • #3

    Die Rieberger (Dienstag, 13 Juni 2017 22:37)

    "Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen. Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung." (Albert Einstein)
    Wir sind stolz auf Deine "Tausender" - auf dass sie sich in Euros als Spende verwandeln mögen :-)

  • #4

    Biggi (Mittwoch, 14 Juni 2017 08:06)

    Bericht gelesen-wieder wunderbar alles beschrieben.Alles gleich wieder erkannt:den Dom,........Na da steh ich doch karneval immer .mal als Jeck,mal als Piratin,mal als Cowgirl,........und du nun halt in Radelmontur-auch nicht schlecht.Ja un dat Jabi hättetste dann in Nievenheim-Dormagen kurz auf ein Kölsch treffen können.Aber du hast ja dein Ziel und das erradelst du dir tapfer,wir sind alle stolz auf dich und trinken ein Bierchen auf dich mit.In diesem Sinne Grüßle aus der Heimat von BIGGI

  • #5

    Ursel (Mittwoch, 14 Juni 2017)

    Ich schon wieder. Zu Deiner grandiosen Leistung von bisher 2000 km muss ich Dir einfach gratulieren. Noch 500 km, dann hättest Du die halbe Strecke zwischen Halifax und Vancouver bestritten. Das sind nämlich 5000 km von Ost nach West! Unfassbar!
    Die Kölner Domplatte mit Menschenmassen habe ich auch schon öfters erlebt beim Umsteigen am Bahnhof nach Brüssel. Die wunderschöne Rheinpromenade mit ausgedehnten Wander- und Radwegen in unserer ehemaligen Bundeshauptstadt kenne ich aus der Zeit, als Christina ein Jahr zur Schulung dort war. Die Stadt Karlsruhe sollte sich diese Anlage mal als Beispiel nehmen. Danke für die wieder wunderschönen Fotos, besonders das mit den Blumen am Wegesrand.
    Grüsse Dich, Ursel


  • #6

    Nollert Angela (Mittwoch, 14 Juni 2017 17:40)

    Hallo Robert, Hut ab von dieser tollen Leistung, Du bist wahrscheinlich noch 3 mal fitter als sonst. Weiterhin gutes radeln. Heute Abend beim Sport wird bestimmt wieder viel von ROBERT erzählt. Schönen Feiertag Morgen.
    Grüße Angela

  • #7

    Licht (Mittwoch, 14 Juni 2017 20:59)


    Man muss es einfach sagen: HUT AB

  • #8

    Gabi (Mittwoch, 14 Juni 2017 21:22)

    Hallo lieber Robert,
    mit großem Interesse lese ich wieder Deine Berichte von Deiner Radtour und siehe da Du warst ganz in meiner Nähe und ich werde auch noch erwähnt. Schön dass Du an mich gedacht hast. Hätte ich das gewusst hättest Du gerne einen Abstecher nach Nievenheim machen können oder er ich wäre auf jeden Fall am Strassenrand gestanden und hätte Dich mit wehenden Fahnen angefeuert.
    Ein Hoch dem symbadischen und sportlichen Robert.
    Weiterhin gut radel und ich freue mich schon auf Deine nächsten Berichte.
    Liebe Grüße Gabi

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