6. Etappe

Streckenverlauf:

 

Northeim - Elvese - Lütenrode - Göttingen - Ros- dorf - Übernjesa - Friedland - Hohengandern - Gerbershausen - Wahlhausen - Allendorf - Albungen - Eschwege

 

 

Entfernung: 95 km

 

 

Hinweis:

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Vom Leinetal ins Werratal

  

Mein seliger Schlaf in dieser sehr ruhigen Jugendherberge wird ‚abrupt‘ beendet…um 07:00 Uhr piept es schrecklich laut neben mir. Naja, das Handy macht ja nur, was sein Besitzer ihm vorgibt. Ich habe heute Nacht gut und tief geschlafen. Gleich aufstehen ist nicht gut. Ich schlummere noch ein paar Minuten so vor mich hin und taste dabei meine Beine und mein Sitzfleisch ab. Ist alles im grünen Bereich (ein bisschen Wehwehchen darf man ja haben, oder?).

 

Nun aber dann…nach einem Recken- und Streckenritual springe ich wie ein junger Spund(!!) aus den Federn. Hei geht’s mir gut. Mein erster Gang ist zum Fenster. Das Wetter ist immer noch trübe, aber es regnet nicht. Kalte Luft kommt durch das geöffnete Fenster…oje…!

  

Ich mache mich fertig und verstaue danach die vielen hier rumliegenden Utensilien (wer schmeißt denn die Sachen da immer hin…?) in meine Packtaschen. Nun geht’s auch schon runter in den Frühstücksraum. Es riecht nach Kaffee und frischen Brötchen…mmmmh! Viele Gäste sind noch nicht da. Meine Küchendame begrüßt mich. Ich erzähle ihr, dass ich gestern Abend in der Stadt noch ein Bier trinken wollte, aber alles zu war. Darauf meint sie „Northeim ist ja eine Beamtenstadt, da geht man abends nicht mehr aus und bei so einem kaltem Wetter sowieso nicht.“ Darauf antworte ich: „Die Beamten sind halt abends müde vom vielen Schaffen…“. Ich schmunzle dabei…ich glaube, sie weiß nicht, wie ich das gemeint habe.

 

Gute und stärkende Sachen liegen schön aufgereiht auf dem Buffet und einiges brauche ich heute davon wieder als Stärkungsgrundlage. Denn heute habe ich schon mehr Steigungen, als die Tage zuvor. Kohlenhydrate bringen Körner…also rein damit!

 

Beim Verlassen des Raumes kommt mir ein sehr eingemümmelter älterer Radler entgegen und fragt ob meines Outfits (kurzes Trikot, kurze Hose), wo ich den heute hinfahren will. Ich sage spontan Richtung Süden. Ach so, meint er, da ist ja Sonne. Wir lachen und wünschen uns gute Fahrt.


Es ist fast 09:00 Uhr, als ich Northeim verlasse. Bei den ersten Pedalumdrehungen ziehe ich schon das Genick ein. Brrrr…ist das ein kalter Wind. Aber ein richtiger Radler muss auch das erdulden

 

Ich . Ich fahre auf einem guten Radweg entlang einer Landstraße  Die Landschaft um mich herum ist sehr ländlich geprägt, will heißen, es grünt und grünt auch hier wiederum weit sichtbar. Nach dieser anmutenden Landfahrt sehe ich bald das Ortsschild von Göttingen. Kurze Zeit später schiebe ich mein Gefährt mitten durch diese altehrwürdige, südniedersächsische Universitätsstadt. Um den Marktplatz herum mit altem Rathaus, der Gänseliesel und der Fußgängerzone herrscht reges Treiben. Nur, die freien Cafés und Gaststättenplätze sind leer. Bei dieser Kühle setzt sich niemand ins Freie. Ich habe dazu auch keine Lust. Ein paar Fotos für die Erinnerung bringe ich noch zu Weg. Dann, am Ende der Fußgängerzone schwinge ich mich auf mein Gefährt und radle Richtung Friedland.

 

Abwechselnd auf dem Leinetal-Radweg und auf Radweg entlang einer Straße geht’s -immer leicht aufwärts- gut voran. Gegen Mittag erreiche ich den Ort Friedland. Bekannt wurde der Ort vor allem durch das Lager Friedland als Grenzdurchgangslager, zuerst für vertriebene Deutsche aus den ehemals deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland. Später wurde das Lager als Übergangslager für Übersiedler aus der DDR genutzt, heute vor allem als Aufnahmelager für Flüchtlinge aus aller Welt. So viele Hautfarben habe ich lange nicht gesehen

  

Oberhalb der Ortschaft befindet sich das 1967/68 errichtete monumentale Heimkehrerdenkmal mit seiner zentralen Inschrift „Völker, entsaget dem Hass – versöhnt Euch, dienet dem Frieden – baut Brücken zueinander“. Nachdem ich mein Radl wegen der immensen Steigung dort hinaufgeschoben und diese Zeilen in mich aufgenommen habe, muss ich nicht nur der Anstrengung wegen tief durchatmen. Hier mache ich dann auch noch eine Pause mit Essen und Trinken und danach verlasse ich diese Stätte noch mit einem kurzen Gedenken an die vielen Schicksale, die dieser Ort schon erlebt hat.


Auf einmal kommt die Sonne durch und es wird deutlich wärmer. Nur der kühle Wind ist immer noch sehr unangenehm. Jetzt verlasse ich das Leinetal und schnaufe nun die Erhebung des sogenannten Alten Holzes hoch. Ich befinde mich nunmehr im südlichsten Zipfel Niedersachsens nahe dem Drei-Länder-Eck mit Hessen und Thüringen. Immer heftiger durchatmend und auch mit Schweiß im Gesicht, pedaliere ich nun aufwärts. Ich weiß aber schon, dass wenn ich den Ort Gerbershausen erreicht habe, ich nun schon im Grenzgebiet Hessen/Thüringen bin und es kurz danach nur noch bergab ins Tal der Werra geht.

 

Doch halt, da steht doch auf meiner Tabelle noch das Grenzmuseum Schifflersgrund. Natürlich geht’s da auf einer kleinen Seitenstraße sehr steil hoch. Hier brauche ich alle meine Reserve-Körner. Oben sehe ich schon den alten DDR-Wachtturm und bald habe ich es geschafft. Hier steht noch ein Stück Original-Grenzzaun mit Schießanlage aus der ehemaligen DDR-Zeit. Mich schauert‘s beim Anblick dieser „schrecklich Anlage“. Von einem Führer höre ich, dass dort noch 1985 Menschen erschossen worden sind. Mich schauerts…und nachdenklich verlasse ich auch diese Stätte.

 

Nun geht’s aber nur noch abwärts ins Tal der Werra zu dem wunderschönen Ort Allendorf. Hunderter prächtiger Fachwerkbauten und reges Treiben von vielen Radlern finde ich hier vor.

 

Ruhe finde ich an einem schnuckligen Café. An der Theke sehe ich von dem vielen Angebot eine Mohntorte…und schon läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Dazu bestelle ich noch eine große Tasse Kaffee. Im Nebentisch sitzt ein älteres Radler-Ehepaar. Wir kommen natürlich sofort ins Gespräch. Vom Dialekt her merke ich gleich, dass sie Ossies sind. Sie will wissen, wo ich jetzt grade herkomme…und ich erzähle über meine Gefühle vom „Schifflersgrund“. Sofort wurde die Unterhaltung beendet. Sie zahlen und verschwinden…wie ich das wohl zu werten habe?

  

Dunkle Wolken ziehen plötzlich auf. Mein lieber symbadischer P, wie soll ich das denn werten?

 

Und weil ich glaube, dass ich ihn kenne, mache ich mich schnell von dannen. Noch ca. 20 km habe ich noch zu radeln. Mein heutiges Etappenziel ist die hessische Stadt Eschwege. Dort habe ich ein Quartier gebucht im Frankfurter Hof. Bis dorthin fahre ich durch eine schöne natürliche Landschaft im Werratal aber auch immer wieder mit dem befürchterlichen Blick nach oben. Ich trete mit der „Schlussenergie“ voll in die Pedale und erreiche bei leichtem Tröpfeln das Stadtzentrum von Eschwege. Im Hotel angekommen, muss ich unterstehen. Dank‘ dir lieber symbadischer P!

  

Nach dem Duschen und dem Waschen meiner verschwitzten Klamotten gehe ich ins nahe Zentrum. Es hat inzwischen aufgehört zu regnen. Meine Gedanken schweifen ab… in dieser Stadt haben meine Schwiegereltern gegen Ende des 2. Weltkrieges gelebt und hier ist auch meine Schwägerin Inge geboren. Mit den noch vorhandenen spärlichen Infos über das Wohnhaus in der Marktstraße mache ich von hier noch ein paar Fotos.

  

Überhaupt ist die beeindruckende geschlossene Fachwerkbebauung im Innern dieser Stadt sehr bewundernswert. Ich werde hier noch etwas bummeln gehen.

  

Liebe Freunde, ein wirklich in mehreren Belangen beeindruckender Radfahrtag neigt sich dem Ende zu. Heute habe ich über die Hälfte meiner Gesamtstrecke bereits schon hinter mich gebracht.

  

Und jetzt fehlt nur noch der Tagesbericht. Es ist fertig….ich nun aber auch!

 

Viel Spaß beim Lesen, liebe Freunde. Ich grüße herzlich aus Eschwege und wünsche euch auch eine gute Nacht.



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