7. Etappe

Streckenverlauf:

 

Eschwege - Röhrda - Renda - Nesselbröden - Wommen - Sallmannshausen - Gerstungen - Obersuhl - Dankmarshausen - Widdershausen - Heringen - Lengers - Heimboldshausen  - Unter-breizbach  - Pferdsdorf/Rhön - Buttlar/Rhön - Geisa/Rhön - Motzlar/Rhön - Tann/Rhön

 

 

Entfernung: 104 km

 

 

Hinweis:

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Vom Werratal hinauf auf die Rhön – auch ein Stück weit deutsch-deutsche Geschichte

  

Mein Zimmer im Frankfurter Hof liegt im Kernstadtbereich von Eschwege. Bei den engen Gassen hörst du bei offenen Fenster alles. Und heute Nacht waren wohl einige Lumpen unterwegs. Aber als Radler hat man ja an und für sich einen guten Schlaf. Wenn man halt Geräusche hört, die man so nicht kennt, wacht man halt immer wieder auf. Trotzdem habe ich gelassen geschlafen.

  

Das Einnehmen des Frühstücks war für halb Acht vereinbart. Um sieben Uhr hat schon der Handywecker geklingelt. Also raus…und das Übliche ablaufen lassen.

  

Das Frühstücksbuffet ist sehr reichhaltig. Es sind wohl sehr viele Radler als Übernachtungsgäste da…aber ich bin der erste beim Frühstück. Die Wirtin ist nicht so gesprächig, sie schaltet Schlagermusik ein…auch gut! Meine Frage zur Temperatur hat sie kurz mit „ziemlich kalt“ beantwortet. Das war doch schon was.

  

Ich esse gut und viel und verlasse dann auch so gegen 08:30 Uhr die heute grau-kühle Stadt Eschwege, in der ich sicher nicht zum letzten Mal war.

 

Ich benutze einen mir ausgedruckten Plan, wie ich am besten aus dem Werratal auf „die Berge“komme. Schon bald nach dem Start rinnen schon die ersten Schweißtropfen, obwohl mir eine am Straßenrand aufgestellte Temperaturanzeige grade mal 9 Grad anzeigt.

 

Nun, warum fahre ich nicht den Flussradweg? Die Antwort ist einfach. Die Werra macht nämlich hier eine große Schleife nach Osten. Ich dagegen kürze ab und fahre „geradeaus“ über sportlich anrüchige Höhen und komme bei Sallmannshausen wieder an den Flussradweg.

 

Ganz schön anstrengend…empfinde ich manchmal dabei das Gefühl. Aber ich will es ja so! Nach etwa 30 km ist diese morgendliche sportive Herausforderung ja „schon“ wieder zu Ende. Die Abfahrt hinunter ins Flusstal entschädigt die morgendliche Anstrengung, natürlich wegen der Kühle nur mit Jacke (…ce ma grande plaisier, liebe Elvi!!).

  

Mit der Zeit tauchen am Himmel immer wieder dicke Regenwolken auf…s‘ wird doch ned regne, liewer symbadicher P?

 

Irgendwie haben wir beide inzwischen einen guten Draht mit- und zueinander. Jedenfalls hat es heute –dort wo ich mich aufgehalten habe- nicht einen einzigen Tropfen geregnet!

 

Mal diesseits, mal jenseits der Werra (und damit einmal hessisch und einmal thüringisch) setze ich meine Fahrt auf unterschiedlicher Wegbeschichtungen fort. Der Radweg ist auch mit „wassergebundener Decke“ akzeptabel. Weil ich mich gerade in Thüringen aufhalte, denke ich immer wieder an eine Thüringer Bratwurst. Ja die gibt es in dieser Grenzgegend nicht. Also bin ich zum Edeka gefahren und habe mich mit Futter und Getränken eingedeckt.

  

Bald bin ich in Gerstungen. Am Bahnhof dort kann man lesen, dass dieser von 1963 bis 1990 der drittgrößte Grenzbahnhof der DDR war. Er wurde in den sechziger Jahren von der DDR vom Rangier- zum Kontrollbahnhof ausgebaut und gleichzeitig wurden Gleissperren errichtet. Aber der Ort hat auch noch eine besondere Rundkirche aufzuweisen, in die ich kurz einkehre.

  

Der folgende Ort ist Obersuhl. An die DDR-Grenze erinnern hier der Grenzlehrpfad Obersuhl sowie das Grenzmuseum. Der Grenzlehrpfad verläuft entlang der ehemaligen Grenze und zeigt Grenzsteine aus preußischer Zeit, die Grenzbefestigungen der DDR sowie den Beobachtungsturm. Eine Tafel erinnert an die Mauertoten hier in Obersuhl. Mir läuft es wieder eiskalt den Buckel runter…schrecklich, was hier ein politisches Unrechtssystem vor kurzem alles angerichtet hat.

  

Mein Rad läuft gut. Bei Dankmarshausen sieht man schon von weitem eine riesige Halde. Man denkt zunächst an einen schneebedeckten Berg. Mitnichten…es ist ein Salzberg („Monte Kali“ genannt…) des Kaliwerks Wintershall in Heringen.

  

Nach dem Ort Heimboldshausen verabschiede ich mich am Nachmittag von dem Werra-Radweg und fahre in den Ulster-Radweg (Ulster = linker Nebenfluss der Werra) ein. Und schon bald ist ein Höhenzug sichtbar, dem ich mich so langsam nähere. Es ist die Rhön. Der geübte Radler weiß, dass es nun wieder aufwärts geht. Noch etwa 30 km ist mein heutiges Tagesziel entfernt. Aber ich bin körperlich gut drauf  und die gestiegenen Temperaturen lassen zu, dass ich mich nun nicht mehr so stark einmümmeln muss.

  

Auch ein fernreisender Radler braucht um diese Zeit einen Kaffee und mindestens ein Stück Kuchen. Genau dieses gönne ich mir an einer einladenden Bäckerei im Ort Buttlar. Die Verkäuferin sieht meinen Trikot-Aufdruck „Karlsruhe“. „Ei, Sie kommen aber von weit her…“. „Ja“ sag‘ ich und erzähl‘ ihr von meiner Tour. Sie ist begeistert und lobt mich mit den Worten „…des könnt ich nicht machen…Hut ab“! Meinen Hut, sprich Helm ziehe ich vom Haupt, bevor ich Kaffee und Kuchen genieße…mmmmh.

  

Von meiner Planung her weiß ich, dass ich jetzt noch auf etwa 180 Höhenmeter ansteigen muss. Mit der kleinen Stärkung im Bauch sind die notwendigen Kräfte wieder mobilisiert. Kurz vor dem Tagesziel fahre ich noch durch das Rhön-Städtchen Geisa und bewundere seinen interessanten Kernstadtbereich. Vergessen möchte ich jedoch nicht Point Alpha, eine Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, unmittelbar vor Geisa. Hier in direkter Nachbarschaft Geisas, war das einst am weitesten westlich gelegenen Gebiet des Ostblocks. Und hier erfüllte der amerikanische Beobachtungsstützpunkt Point Alpha bis zum Fall des Eisernen Vorhangs eine wichtige Aufgabe im Verteidigungskonzept der NATO. Die Brisanz der damaligen Situation ist schon am Namen Point Alpha zu erkennen - hier erwartete man einen Angriff des „Ostens“ zuerst (Anmerkung: diese Info stammt von der Gedenktafel).

  

Jetzt noch die letzten paar Kilometer heute…und die aber schon mit ordentlichen Anstiegen. Ich komme mitten in den Ort und fahre direkt auf mein Hotel am Rathausplatz zu. Dass ich in diesem Rhön-Städtchen zusammen mit der Sonne strahlen darf, ist schon eine bemerkenswerte Sache.

 

Ich checke ein und dann kommt das Übliche…nach dem Abendessen schaue ich mir hier noch was an, was ich mir aufgeschrieben habe (z. B. den Stadtbrunnen und das Elf-Apostel-Haus =ältestes Bürgerhaus). Und in der Nikolaus-Kirche zünde ich eine Kerze an, wenn die Kirche offen ist…auch als Dank für die gesunde Ankunft und für all das, was ich bisher bewusst ganz mich für intensiv erleben durfte.

  

Nun hoffe ich sehr, euch allen gefällt auch meine heutige Reisebeschreibung. Mir jedenfalls macht es Spaß, meine Erlebnisse und Gefühle auf diesem Wege euch mitteilen zu können. Damit will ich auch zum Ausdruck bringen, wie wunderschön unser Land ist, auch wenn der Sommer nicht so richtig einziehen will.

  

Jetzt komme ich grad vom Abendessen. Am Wochenende gibt es hier im Haus Steaks und Schnitzel pauschal. Ich habe ein Rhöner Schnitzel verspeist. Nun bin ich fertig, mag heute nicht mehr Radfahren…nicht mal mehr mit dem Rhönrad!

 

Das war’s dann für heute…in diesem Sinne….Euch allen ein gut’s Nächtle!



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