10. Etappe

Streckenverlauf:

 

Rothenburg o.d.T. - Gebsattel - Diebach - Gailnau - Wettringen - Triftshausen - Satteldorf - Crailsheim - Jagstheim - Rechenberg - Ellwangen - Aalen - Oberkochen - Schnaitheim - Heidenheim adB

 

 

Entfernung: 115 km

 

 

Hinweis:

Karte rechts kann durch Anklicken vergrößert angezeigt werden

 

 


 Vom Taubertal auf die Ostalb – meine 10. Etappe und schon weit über 1000 Kilometer

 

Ans frühe Aufstehen während der Tour habe ich mich ja inzwischen gewöhnt. Heute bin ich auch schon vor 06:00 Uhr hellwach geworden. Schon deswegen, weil ich wissen wollte, ob der nächtliche Regen aufgehört hat. Er hat...und ein bisschen Sonne ist auch schon zu sehen. Jetzt schlummere ich noch etwas beruhigend bis mich der Wecker aus diesem beruhigenden Zustand herausholt.

 

Meine freundliche Pensionswirtin sieht mich, wie ich aus dem Bad komme. Nach einem aufmunternden Morgengruß sagt sie mir, dass sie mein Frühstück schon gerichtet habe. Und as war echt spitze. Vielleicht hat sie eine große Sympathie zu mir.. jedenfalls legt sie mir vier Brötchen in den Korb (…“und nehmen‘s noch was mit für unterwegs!“). Ich bedanke mich recht herzlich und verabschiede mich mit vollem Bauch.

 

Zum „Einfahren“ geht es erst mal abwärts, da kann sich das Frühstück etwas setzen. Aber schon nach ca. 5 Kilometern geht es rauf und runter. Und man glaubt es kaum, meine prägende Charaktereigenschaft wird zusätzlich mit den Steigungen erneut wieder gefordert, sprich, der Gegenwind bläst kühl und heftig. Mit Geduld und inzwischen antrainierter Gelassenheit nehme ich diese Widrigkeiten an. Zwischendrin immer mal anhalten und die Kehle befeuchten. Ca. 40 Kilometer geht das so bis Crailsheim.

 

Vor Crailsheim lese ich Satteldorf…und beginne zu heftig schmunzeln. Mir schießt des Gschichtle in den Kopf, das ich  mit meinen Velofreak-Kumpels im Jahr 2005 erlebte. Die damalige Zugheimfahrt von Nürnberg aus hat bereits hier in Satteldorf geendet, weil die Gleise wegen eines Unfalls blockiert waren. Wir mussten den Zug verlassen und ‚durften‘ -weil der sog. Schienenersatzverkehr nicht für Radfahrer gedacht war, somit wir auch nicht einsteigen durften-  mit dem Rad bis nach Crailsheim zum Bahnhof eilen. Dort stand nämlich der Anschluss-IC nach Karlsruhe abfahrbereit. Eine knappe Dreiviertelstunde hatten wir für die Fahrt dorthin Zeit…und die wurde immer knapper. Am Ortseingang in Crailsheim hat uns dann aber eine gmütliche Schwäbin mit einer Vorausfahrt mit ihrem PKW durch eine Kleingartensiedlung geschleust….bis zom Crailsheimer Bahof….und das genau auf die Minute!

 

An die nette Schwäbin denke ich heute, als ich nach Crailsheim einfahre. In der Innenstadt ist nicht viel los. Alle Freiplätze von Gasthäusern sind verwaist. Die Kleinstadt, so kann man lesen, wurde  im 2. Weltkrieg wegen ihrer strategischen Eisenbahnlage, überwiegend zerstört. Trotzdem hat sie ihren gewissen Charakter wieder gewonnen. Wegen der kühlen Temperatur halte ich mich hier nicht lange auf. Ich kaufe mir an einem Kiosk noch eine Cola und trinke sie in einem Zug aus. Ich spüre, wo die Cola-Energie überall in meinem Körper hinläuft. Schmunzeln muss ich erneut, als ich einen älteren Ortsansässigen nach dem Jagst-Radweg Richtung Ellwangen frage, mir er dann sagt: „Oifach do numm fahre un scho send se fascht en Allwange.“

 

 


Das Wetter zeigt sich bislang kühl mit Gegenwind, aber trocken…danke bislang, lieber symbadischer P!

 

Ich befinde mich nun auf dem schön ausgebauten Jagst-Radweg. Mit dem Colainhalt kann ich dem Gegenwind, der im Flusstal nicht so läschdig ist, enorm Paroli bieten. Die schöne romantische Flusstallandschaft mit vielen verträumten Orten auf diesem Streckenabschnitt ist jetzt einfach nur Nahrung für die Seele.

 

Unterwegs kommen mir Radler entgegen, aber ich überhole auch einige. Bei einem solchen Überholvorgang höre ich, dass einer mir nachruft: „aha, do fährt oiner für’s Badische Brauhaus.“ Gemeint ist mein Velofreaks-Trikot mit einigen Vereinssponsoren drauf. Sofort bremse ich und zwei Badener kommen ins Gespräch. Einer von Nord- der andere von Südbaden. Wir unterhalten uns über Radtouren…und wie schee und interessant des alles isch…dann merkt der Südbadener, dass er plötzlich schneller wird und er seine Gruppe nicht mehr sieht. „Alla fahr schee…un alles Gude“…und schon sehe ich ihn nicht mehr.

  

Ich singe wieder mal irgendwelche Melodien, die mir gerade in den Kopf kommen. Das „verkürzt“ die Zeit….und schon bin ich mitten im historischen Städtchen Ellwangen. Über der Stadt thront von weitem schon sichtbar das ehemalige Schloss der Fürstpröbste. Ein Blick auf meinen Tagesplan sagt mir, dass ich nun über die Hälfte meiner heutigen Tagesstrecke schon hinter mir habe. Es ist aber auch Zeit, hier wieder für Körnernachschub zu sorgen. Die Metzgerei Wagner, mitten in der Fußgängerzone, wird mir von Einheimischen empfohlen. Hier stoppe ich und hole mir einen „LKW“, schwäbisch: an Läberkäswecka! Während dieser Stärkung nehme ich mir auch Zeit, durch die Scheibe von innen aus die prächtigen Häuser mit ihren steilen Giebeln zu bewundern. Nach dem „LKW“ ist auch die spätromanische Basilika St. Vitus mein Besuchsziel. Sie ist eine dreischiffige, kreuzförmige Basilika aus dem 12. Jahrhundert und gilt als die bedeutendste romanische Gewölbebasilika in Schwaben.

  

Jetzt schieb‘ ich noch „mei Rössle“ (in Anlehnung an den hier jährlich stattfindenden Pferdemarkt) durch ein paar schöne Gässchen und dann verlasse ich das immer trüber werdende Ellwangen.

 

Zuvor sehe ich noch ein Schild „Nördlingen“…liebe Grüße an dich Claudia!

 

Die  hervorragende Ausschilderung weist mir nun den weiteren Weg nach Aalen erwarten. Hie und da gibt es schon ein paar heftige Anstiege. Aber nach über 1000 Trainigskilometern in den Beinen ist das kein Problem mehr. Vor Aalen sind die Straßen pitschenass, was bedeutet, dass es hier „schon“ geregnet hat. Aber dicke schwarze Wolken verharren noch immer über dieser sehenswerten Kleinstadt. Auch das nehme ich als Zeichen…und ich gehe in eine große Bäckerei mit Stehcafé. Kaum habe ich eine große Tasse Kaffee und ein Obststücken bestellt, prasselt es ohne Unterlass.

 

„Des kommt heit no efters runner“, sagt die Bedienung. „Wo wollet se denn heit no noo?“

 

Ich erzähl ihr uff badisch von meinere Fahrt…“ha noi, des glaab i ned!?“ Und dann war sie etwas stumm. Ich glaube, sie hat mich sehr bewundert, hat’s aber nicht sagen wollen. Uff schwäbisch hoist des „Nix gsagt isch au globt“!

 

Ich verlasse Aalen, aber schon etwas außerhalb schauert es recht heftig. Unter einem Baum gilt es sich mit in den Gepäcktaschen verstauten Regensachen zu schützen. Und weil es nicht aufhören will, setze ich einfach die Fahrt fort. Mein nächster Durchfahrtsort Unterkochen sollte heute -immer noch bei starkem Regen- das Chaos bringen.  Hier gibt es Radschilder (Pfeile), die, wenn du denkst sie lenken dich richtig, du dann irgendwann feststellst, dass es nicht so ist (aber so war es!). Und bei diesem Mistwetter ist auch keiner unterwegs, den du fragen könntest. Nach einem dritten Fehlversuch betrete ich im Ort einen Radladen und bewässere ihn auch noch. Die nette Frau bestätigt meine Auffassung und tröstet mich…weil ich mich hier au ned auskenn! „Fahred se jetzt oifach die Stroß bis Oberkoche…und do froget se nomol“. Es regnet immer noch. Aber ich setze meine Fahrt noch Oberkochen fort. An der Straße befindet sich die Fa. Zeiss. Das kurz zuvor gesichtete Radhinweisschild interpretiere ich gerade aus. Nach einem halben Kilometer komme ich an eine Schranke. „Hier goht’s ned weiter“! Ich werde nun von einem Pförtner schulmeisterlich unterrichtet, dass dies nicht der Radweg für Touries ist, sondern nur für Werksangehörige. Und weil ich keiner bin, muss ich das Gelände wieder rückwärts verlassen. Es schifft aus allen Wolken. Jetzt sehe ich auch, dass ich das vorhin erwähnte Hinweisschild falsch interpretiert habe. Ich komme nun nach einem erneuten Umweg auf den richtigen Radweg. Meine Freude ist groß, als ich nun auf dem richtigen Weg bin und die Regenwolken alle weg waren. Mit einigen „aufs“ und „abs“ fahre ich jetzt konzentriert den angezeigten Weg nach Heidenheim. Vor diesem Etappenort will ich meine Regensachen ausziehen…aber ich sehe schon wieder bedrohliche Regenwolken. Und bei Erreichen der Stadtgrenze regnet es wieder wie aus Kübeln.

 

Die dritte Person, die ich nach der Jugendherberge frage, weißt mir den richtigen Weg. Triefnass erreiche ich dieses Haus und checke ein. Schön ist es, dass ich gleich nach dem Duschen zum Abendessen gehen kann. Einen großen Teller habe ich mir mit Reis und Gyros füllen lassen. Dazu gibt es eine reichhaltige Salatplatte…und noch einen Nachtisch.

 

Und jetzt….bin ich (wieder) glücklich und sehr zufrieden…und mein Tagesbericht ist hiermit fertig. In die Innenstadt von Heidenheim will ich heute Abend bei Regen nicht mehr.

Ach ja...noch viele Grüße von hier nach Donzdorf!

 

....und mein lieber symbadischer P, über das heutige mehrfache Geduschtwerre un den permanender Gegewind müsse ma noch a Wörtle schwetze...awer des bleibt dann unner uns..gell!

 



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