11. Etappe

Streckenverlauf:

 

Heidenheim - Giengen - Hermaringen - Sontheim - Günzburg - Kötz - Ichenhausen - Deisenhausen - Kettershausen - Babenhausen - Boos - Memmingen

 

 

Entfernung: 121 km

 

 

Hinweis:

Karte rechts kann durch Anklicken vergrößert angezeigt werden


 

 

Von der Ostalb ins Allgäu – heute endlich mit Sonnenbrille und kurzem Trikot

  

Liebe Leser,

 

bevor ich mit dem Tagesbericht beginne, möchte ich mich bei allen recht herzliche bedanken, die mir was ins Gästebuch geschrieben haben. Diese Einträge habe ich am Schluss des Tages immer mit Freude und Spaß gelesen. So, nun zum heutigen Tage:

 

Je länger ich unterwegs bin, umso mehr empfinde ich, dass jeder Radeltag mit einem starken Gefühl beginnt. Und es gibt immer wieder was Neues von unserem schönen Deutschland zu sehen und zu erleben.

 

Bevor es ans morgendliche große „Fressen“ geht und ich losradeln kann, muss ich hier aber meinen ganzen Krempel in die Packtaschen verstauen. Beruhigt, dass nichts mehr hier rumliegt, bewege ich mich dann Richtung Frühstückraum. Es riecht hier schon nach frischen Backwaren. Doch zuvor schau ich noch nach dem Wetter. Heute ist wohl ein wenig Sommer angesagt.

 

Mit dieser guten morgendlichen Stimmung sehe ich einem vielseitigen Frühstück entgegen. Ich lasse mir heute etwas Zeit. Im Speiseraum sind noch keine Kitties, daher ist es auch noch ruhig. Und bis die dann da sind, kann ich gesättigt den Raum verlassen.

  

Um 08:30 Uhr sitze ich im Sattel und fahre an der Brenz entlang über Giengen (der Heimat der Margarete Steiff), Sontheim bis hinunter nach Günzburg. Die Fahrt ist heute recht flott, weil einmal auf diesem Streckenabschnitt überwiegend Gefälle vorherrscht und zum anderen heute kein Gegenwind mir die Geschwindigkeit bremst. Beim Treten der Pedale nehme ich wahr, dass meine Kette nach Öl lechzt. Ja, woher hier und jetzt nehmen, ich fahr ja über Land. Bei einem Bauernhof sehe ich, dass da landwirtschaftliche Maschinen gewartet werden. Ich frage beim Knecht nach etwas Öl für die Kette. Da kommt die Bauersfrau von hinten hervor un sait, dass sie koine Rräder hätte und deswege so a Öl ned bräucht. Darauf meine Frage, was denn die Maschinen für ein Öl bekämen? „Des isch a ondres..und des isch zu deier für a Kett.“ Das war’s…Kette quietsch weiter.

 

Jetzt über die Donaubrücke radelnd, erreiche ich auch schon nach knapp zwei Stunden die beeindruckende barocke Kleinstadt Günzburg. Weiß-blaue Fahnen wehen hier, will heißen, ich bin nun (wieder) im bayrischen Hoheitsgebiet angelangt. Ein verkehrsberuhigter Stadtkern mit nahezu 200 Baudenkmalen lädt zum Schauen und Verweilen ein. Auf dem Markt hole ich mir was zum Vespern und am Brunnen fülle ich meine Wasserflaschen auf…und das war’s dann auch schon mit dem Verweilen.

  

Jetzt orientiere ich mich, wo ich den Einstieg zum sogenannten Günz-Radweg finde…und schon verlasse ich dieses städtische Kleinod. Das sogenannte Voralpenland öffnet sich in seiner strukturländlichen Vielfalt vor mir. Und die gibt es hier zuhauf. Irgendwann zur Mittagszeit erreiche ich den Ort Ichenhausen. Hier in der Ortsmitte begeistern mich zunächst schöne alte Gebäude, aber noch mehr eine Futterstelle für Radler. Beim Ortsmetzger hole ich mir einen „LKW“ und was zu Trinken. Die ‚aufs‘ und ‚abs‘ ab Günzburg zehren schon ein wenig.

  

Das Kettenquietschen findet ein Ende in einem dörflichen Betrieb mit Landmaschinenreparaturen. Der Meister selbst lässt es sich nicht nehmen, ein richtiges Kettenöl aufzutragen. Er will natürlich noch meine Tourgeschichte in aller Kürze hören. Ich glaube, er war richtig stolz auf so einen besonderen Kunden wie mich, der für diese Dienstleistung übrigens nichts zu zahlen braucht.

 

 


 

Mit der Energie der Brotzeit und einer flotten Kette packe ich den Rest meiner heutigen Etappe an. Zwischen diesem Dorf und meinem Zielort Memmingen liegt Babenhausen. Schon öfters habe ich auf der Fahrt ins Tannheimer Tal auf der Autobahn von diesem Ort gelesen. Nun…heute fahre ich mit dem Fahrrad auf direktem Wege dorthin. Babenhausen ist bekannt durch das den ganzen Ort überragende Fuggerschloss und die Kirche St. Andreas. Das Schloss ist heute auch noch Sitz der Familie Fugger, die im Mittelalter und vor allem in der Renaissance große Bedeutung hatte. Ins Schloss gehe ich nicht (die geben ja einem Radler eh nichts…), aber in die Kirche. Eine beeindruckende barocke Ausstattung schlägt mir entgegen. Hier verweile ich noch ein Weilchen und danke meinem Herrgott und meinen anderen wichtigen geistigen Beschützern für all das, was ich auf meiner Tour von Flensburg bis hierher sehen und erleben durfte.

  

Natürlich merkt man, dass man den Alpen entgegen fährt. Stetig geht es aufwärts, wenn auch nur moderat….oder ist mein Trainingszustand so gut, dass ich es nicht mehr so wahrnehme? Egal und sei’s drum,  das Ziel Memmingen ist nun auch nicht mehr weit. Ich sehe schon erste Umrisse der Alpen. Den Günz-Radweg verlassend, geht es über eine zwar ruhige aber dafür bucklige Landstraße nach Memmingen.

  

Ich fahre in die Stadt ein, die sich Tor zum Allgäu nennt, aber auch Stadt der Tore, Türme und der Giebel. Ein sehr großer Teil der mittelalterlichen Altstadt hat den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegsjahre überstanden, wie ich an einer Schautafel lesen kann. Darunter sind noch zehn Tore und Türme und circa zwei Kilometer Stadtmauer.

 

Ich lenke mein Gefährt direkt in die Altstadt und bin beeindruckt von dem mittelalterlichen Marktplatz mit dem Rathaus und den historischen Zunfthäusern.

 

Beim Verlassen der Altstadt fahre ich an einer Polizeiinspektion vorbei und glaube, hier grade den berühmten Kommissar Kluftinger gesehen zu haben…und ich meine auch ganz kurz noch ein „zefix“ vernommen zu haben.

  

Zu meinem Quartier habe ich jetzt noch ca. 8 km. Es liegt außerhalb des Stadtzentrums direkt an der Iller. Es wird aber auch Zeit, dass ich heute bald unter die Dusche komme. Die Allgäuer Fliegen verfolgen mich zwar noch nicht, aber irgendwie kann ich das herbe Radlerparfüm an mir selber nicht mehr riechen.

 

Ich fahre die „letzten Meterchen“ zum Gasthof  „Steirer Bruck-Wirt“ und freue mich, dass ich gleich andere Klamotten anziehen kann…natürlich nicht, bevor viel Duschwasser meinen Körper wieder erfrischt hat (das gilt auch für die HEUTE verschwitzte Wäsche).

  

Zu Abend habe ich heute dank Kluftingers Empfehlung natürlich Käsespätzle gegessen…zefix waren die guad!

 

Und am Nachbartisch sitzen 4 Allgäuer Urgesteine vom Ort und erzählen über Rrabe (Krähen) und was die so alles anrichten. Oiner vo dene Viere hed gsait, er erschießt sie ALLE. Ob ich das noch dem Kluftinger melden muss?

  

Ja, liebe Freunde,,,,und nun ist mein Bericht fertig.

  

Viel Spaß euch beim Lesen. Ihr teilt sicherlich auch die Freude mit mir, dass ich morgen nur noch ca. 90 km zu meinem Tourziel Oberstdorf zu fahren habe. Dann habe ich über 1.300 Kilometer hinter mir. Ich bin ganz stolz auf mich! 

 

Jetzt trink‘ ich gleich noch ein Allgäuer Weizenbier (diesmal mit Alkohol!!)…und dann….gut‘s Nächtle!

 

 



                                   nach oben                                    

 

Lebertour

ruft zu Spenden auf für

 

Der Verein setzt sich seit 1995 für Menschen ein, die an einer Leukämie- oder Lymphom- erkrankung leiden. Bis dato konnten über 100.000 Stamm-zellenspender in vielen Typi-sierungsaktionen gewonnen und damit mehr als 700 Stammzellentransplantationen ermöglicht werden.

Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, regional bestehende onkologische Lücken in der Versorgung zu schließen und durch Aufklärung und Öffent-lichkeitsarbeit für die Krankheit Krebs ein Forum zu schaffen.

Weitere Infos zu der unschätz-baren Arbeit dieser Einrichtung, siehe: www.blutev.de